Es gibt hinreichend Testberichte und Vergleiche der Bildqualität zwischen Canon, Nikon und den Sony Alpha DSLRs. Keine Frage alle Kameras von Sony, die Alpha 7s, 7II und 7R II usw. sind in Sachen Bildqualität fantastisch, PUNKT! Ich möchte mich nicht den „Lobesreden“ nicht anschließen und es nüchtern mal anders betrachten.
In diesem Bericht möchte ich meine praktische Erfahrung mit der Kamera schildern und meinen persönlichen Eindruck, was den Umgang und die tägliche Arbeit eines Berufsfotografen angeht. 2 Tage habe ich mit der Sony 7R fotografiert. 1x Messestand, 2x Portraitfotoshooting und für etwa 4 Stunden begleitete ich eine Tagung in einem Kölner Hotel. Entstanden sind über 1200 Aufnahmen.
Zum Fotografen, den Canon Objektiven und dem Test mit der Sony 7R
Eigentlich hätte ich am liebsten meinen alten Lichtschacht wieder zurück, aber die Zeiten ändern sich und es gibt viele gute Gründe, Gewohntes zu überdenken. Die neuen elektronischen OLED Sucher bieten jedem Fotografen tolle Möglichkeiten und darum wollte ich mich auf diese neue Arbeitsweise einlassen. Die Canon 5DIII war auch dabei sowie meine Canon Objektive. Ich wollte nur die Sony 7R testen und habe bewußt mit den gleichen Objektiven fotografiert um einen fairen Vergleich der Kameras zu ermöglichen. Ich muß auch gestehen, für den Fall eines Systemumstiegs würde ich ja nicht 12 neue Objektive anschaffen. Da die Sony 7R II mir auch zur Verfügung stand, war ich gespannt, wie die Kamera mit den Canon Objektiven arbeiten würde.
Lohnt sich der Umstieg zu Sony ?
Da komme ich gleich zu einer Frage, die ich fast 1x pro Woche erhalte. Ich kann nur sagen, „der Sensor ist toll, der Dynamikumfang höher, Farben, Lichter, Tiefen, alles kann toll bearbeitet werden, aber das klein wenig an MEHR nützt am Ende nicht wirklich so viel, als das dies ein Kaufgrund sein könnte“.
Wir reden von Nuancen, vor allen dann, wenn man die eigentliche Betrachtungs-/Ausgabegröße berücksichtigt. Da bringt es mehr eine gute Blitzanlage zu besitzten, oder zu wissen, wie man Licht richtig einsetzt. Auch ein feines 1.4er Objektiv könnte mehr einbringen als der modernste Sensor.
Der Besitz einer Sony Alpha 7RII garantiert keine besseren Bilder, eine Blitzanlage zu diesem Preis schon!
Daran sollten Sie denken!
Aber,
ich will die Kamera auf keinen Fall ausreden, ich selbst plane ganz ernsthaft den völligen Umstieg von Canon auf Sony. Zum einen aus Enttäuschung über die Entwicklung die Canon macht, bzw. nicht macht. Es fließt mehr Energie in den Videobereich und die Fotografen werden wieder einmal mit ein paar AF Feldern, Schnickschnack und etwas mehr Pixeln vertröstet.
Zum anderen gibt es wichtige Punkte, die der Sony-Sensor für unsere Arbeitsbereiche besser macht. Aber nun, zu meinen Eindrücken in der Praxis.
Schwierig, der OLED Sucher in der Praxis
Der wichtigste Punkt gleich zu Beginn. Denn der elektronische Sucher hat natürlich Vorteile, was aber viel wesentlicher für mich war:
Die Verbindung zum „Objekt“ reißt irgendwie ab. Zumindest fühlt sich trotz tollem Bild (vor allem bei der 7RII) so an. Irgendetwas geht verloren. Das ist kein vorschnelles Urteil gewesen, ich habe es lange genug versucht und auch am zweiten Tag bemerkt. Zudem, wer lange mit einem elektronischen Sucher arbeitet, der weiß auch, was seine Augen beispielsweise nach 4 Stunden Reportagefotografie geleistet haben.
Fluch oder Segen ? Die Vorteile, die Nachteile
Die Vorteile der Sony Alpha Serie sind für uns:
- Höchste Bildqualität mit 14-bit Raw, hoher Dynamikumfang bei geringem Grundrauschen.
- Imenz hohe Reserven bei der Bildbearbeitung, vor allem bei Unterbelichtung.
- Eine unauffälige Kamera, die „keine Angst“ macht und sich toll für Streetfotografie eigenet.
- Das OLDEDSucher zeigt mit dem eingestellten Blendenwert, das Bild so, wie es enstehen wird.
- Eine Sucherlupe ermöglicht perfektes manuelles fokussieren (100% Ansicht auch als Ausschnitt).
- Alle Einstellungen, Histogram, künstlicher Horizont usw … alles ist im Sucher sichtbar.
- Sofortige Bildkontrolle ohne den Blick vom Sucher zu nehmen.
- Farbliche Kontrastkantenanhebung ermöglicht eine sehr gute Beurteilung der Schärfe.
- Bei Lowlight ist künstliche Anhebung des Lichts möglich um mehr sehen zu können.
- Der beste LiveviewFokus den wir kennen und dadurch bereit für wirklich professionelle Videos.
- Die Sony Kameras sind für 500.000 Auslösungen ausgelegt. 3x mehr als bei einer 5DIII oder 5Ds.
- WLAN für sofortige Bildübertragung zur Assistenz oder Visagistin ist bereits integriert.
- Der integrierte Bildstabilisator der 7II &. 7RII funktioniert sogar bei manuellen Fremdobjektiven.
Die Nachteile der Sony Alpha Serie sind für uns:
- Langes fotografieren, über viele Stunden, ist anstrengend und geht auf die Augen (leichtes Flimmern).
- Alles fühlt sich „indirekter an“. Irgendetwas fehlt, der Fotograf wird mehr zum „Betrachter“.
- Autofokus ist gut aber trotzdem langsamer als bei Canon oder Nikon.
- Die Kamera ist schon „fummelig“ und schwieriger ruhig zu halten als eine EOS 1 oder Nikon D4.
- Ein Batteriegriff ist nicht nur wegen des höheren Stromverbrauchs für Profis eine Pflichtanschaffung.
- Hochpreisige Kunden wundern sich über das „kleine Ding“. Eine große Kamera macht da mehr „her“.
- Kleinere Auswahl an Objektiven. 3-4 Jahre dürfte es noch dauern, bis alle Lücken geschlossen sind.
- Schnellere Verschmutzung bei Objektivwechseln. Kein Spiegel, alles geht direkt auf den Sensor.
- Fokuspunktverschiebung zu umständlich und nicht praxistauglich.
- Wirklich Sinn macht das nur mit den Sony Objektiven und jetzt wird die Angelgenheit teuer.
Testfazit
Event-, Sport-, Wildlife-, Presse- und Hochzeitsfotografen „NEIN“. Vielleicht bringt Sony eine neue große ALPHA 99 mit dem gleichen Sensor aber mit den kleinen Dingern und „LiveView-AF“ ist man einfach etwas langsamer. Wir haben eine Liveband aus Köln bei einer Hochzeit fotografiert und sind mit dem AF nicht sehr weit gekommen bei den Bühnenfotos. Wer mit Blende 5,6 und mehr fotografiert kann auch fast nicht mehr beurteilen, wo die Schärfe sitzt. Das geht dann nur mit der Kontrastkantenanhebung. Trotzdem bleibt es schwierig und auch verwirrend, denn bei hohen Blenden kann schon mal so ziemlich „alles“ leuchten und dann kann die Schärfepunkt schwer beurteilt werden. Das ist bei einer Spiegelkamera natürlich anders. Der Fotograf sieht immer das Bild mit offener Blende (1.4 / 1.8 / oder 2.8) und dann merkt man im Eifer des Gefechts einfach instinktiv was wo landet. Nimmt man dann noch die Erfahrung hinzu ist man einfach in diesem Bereich mit einer DSLR dieser Bauart besser bedient.
Natur-, Architektur, Industrie-, Street-, Portrait- und Werbefotografen „JA“. Alle die etwas mehr Kontrolle haben beim Shooting und auf extremes Tempo nicht zwingend angewiesen sind werden sich nicht nur über die Bildqualität freuen. Viele Dinge sind hier einfach sehr nützlich, bereits integriert und das eine oder andere alte, fast vergessne Objektiv kann sogar zu neuer Blüte gelangen. Da lohnt sich ein Blick über den Zaun und auf dem Gebrauchtmarkt bei ebay wieder denn manuelles fokussieren mit Bildstabilisator und der LUPE im Sucher ist einfach ein Traum. Es hat fast etwas von SUCHTFAKTOR.
Wer A sagt, sollte auch B sagen
Ganz ehrlich, der AF ist mit den Sony/ZEISS Objektiven ist ein ganzes Stück besser und schneller. Der Kritikpunkt Autofokus kann also mit den richtigen Objektiven minimiert werden. Das ist natürlich ein großer Kostenfaktor. Wer bereits vom Weitwinkel bis zum Supertele über verschiedene Zooms und lichtstarken Objektiven mit allem ausgestattet ist, muß ganz tief in die Tasche greifen um sich (falls schon erhältlich) gleiches Objektiv nun neu zu kaufen.
Nun gut, ein gutes Objektiv bleibt ein gutes Objektiv und der Gebrauchtmarkt gibt entsprechende Preise dafür her, auch nach vielen Jahren. Mehr noch, die Objektive der Oberliga werden teurer und nicht günstiger, jedes Jahr. Trotzdem ist das nicht zu verachten und hier stellt sich dann die Frage ob das neue System so viel mehr kann, dass es sich lohnt viele Tausend Euro dafür zu investieren. Letzten Endes muß jeder Fotograf diese Entscheidung für sich treffen. Ich selbst finde, Geld, das in teures Glas investiert ist, ist nicht weg nur anders angelegt. Bei einem Kamerabody ist das anders, irgendwann ist eben der Wert gleicht Null. Bei den Sony Kameras ist die Langlebigkeit zum Glück mehr als 2 bis sogar 3x so hoch, wie bei allen anderen Systemen.
Ohne Vorurteile Sony eine Chance geben
Ich kann jedem den Test nur empfehlen. Sony ist sehr kreativ und inuativ, da kommt noch mehr, sehr viel mehr. Jeder Fotograf sollte diese kleinen Dinger ernst nehmen. Veränderungen sind gut und schaffen auch neue kreative Räume. Einen anderen Weg zu beschreiten, kann auch ein neues Fenster öffnen. Sony hat micht begeistert, noch nicht voll überzeugt, aber ganz nah dran. In den nächsten Wochen werden wir eine Eintscheidung treffen.
Vielleicht bringt die Canon EOS 1Dx II mit dem neuen Sensor auch mal etwas NEUES, vielleicht mehr Dynamikumfang, der muß nach fast 8 Jahren Stillstand auf diesem Gebiet endlich her. So manches Handy läuft den Profifotografen in diesem Bereich inzwischen den Rang ab.
Fortsetzung folgt.
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