Auch in unserem Fotostudio in Köln haben sich die Zeiten geändert. Eine Fotokamera ist nicht länger nur Träger lichtempfindlichen Filmmaterials. Ein Digitalfotograf ist auch zu einem späteren Zeitpunkt in der Lage, perfekte Bilder zu realisieren, so gehören ein späterer Weißabgleich und Tonwertanpassungen schon seit vielen Jahren zu einer der Möglichkeiten und Vorzüge des Digitalfotografen.
Voraussetzung für eine gute Grundlage ist hierbei vor allem die Beherrschung des Dynamikumfangs, um beispielsweise Spitzlichter zu vermeiden. Hier liegt einer der wesentlichen Unterschiede zu klassischen Analogfotografie, denn das Ansprechverhalten eines analogen Films ist ähnlich einer leichten S-Kurve. Das bedeutet, dass ein Film weniger stark auf Überbelichtung oder Unterbelichtungen reagiert, denn im unteren Bereich steigt er langsam an und in den hellen Bereichen nimmt er leicht ab. Digitalfotografie ist neutral, vom dunkelsten bis zum hellsten Punkt ist es eine Gerade, darum sollte vor allem der Grenzbereich vermieden werden. Ganz wichtig sind hierbei die Spitzlichter, quasi eine Übersteuerung im hellen Bereich.
Viele Digitalkameras haben die Möglichkeit, nicht nur ein Histogramm sondern auch eine Warnanzeige für diese Spitzlichter einzuschalten, eine sehr nützliche Funktion, die unbedingt genutzt werden sollte. Mit einem kurzem Blick sind die weißen Bereiche zu erkennen, die am absoluten Limit und Grenzbereich des Sensors liegen. Vor vielen Jahren ging Fujifilm einen anderen Weg. Die Fufifilmkameras der S-Serie beispielsweise enthielten 2 Fotodioden in jeder Fotozelle und unterscheiden sich bis heute von den verwendeten CMOS Sensoren aller anderen Hersteller.
Für dunkle bis normale Bereiche ein Sensor und ein weiterer Sensor für die hellen Bereiche. Fujifilm hat sich entschlossen, dem Pixelwahn vieler Hersteller nicht nachzustreben. Ich persönlich empfinde dies auch als den richtigen Weg, wer damals ein Portraitfoto einer Fuji S5 oder S3 mit einer Nikon D300 oder D700 verglichen hatte, wird mir recht geben. Auch die Abbildung von Hauttönen war bei diesen Kameras sehr gut.
Leider hat sich die Fotoindustrie für einen anderen Weg entschieden und treibt den Pixelwahn weiter in die Höhe. Mit der Canon 5Ds und 5D R hat er nun mit 51 Megapixeln, gepresst auf einen CMOS Sensor eigentlich noch immer den Look der Bilder, wie er schon 2007 möglich war, nur eben mit mehr Pixel. Die Nikon 800 und die Sony A7R waren eigentlich schon überdimensioniert für diese kleinen Sensoren. Nun gut, wer weiß, was uns 2016 noch bringen wird.
Alles digital festgehalten
Keine Kosten, kein Aufwand – keine Qualität?
In der Welt der digitalen Fotografie hat sich viel verbessert und es wird auch weiterhin verbessert. Leider berücksichtigen die Hersteller oftmals die Rangliste der Testzeitschriften mehr als die wirklichen Bedürfnisse der Verbraucher.
Noch ein Wort zur Bit-Tiefe. Sie ist nicht „sofort“ als Qualitätsverbesserung sichtbar, da jedoch die Digitalfotografie ganz wesentlich von der Nachbearbeitung lebt, ist der Unterschied zwischen RAW und JPEG gewaltig. JPEG ist ein komprimiertes Format, 8-Bit Farbe für jeden Farbkanal (256x256x256), dies ergibt 16,7 Millionen mögliche Farben. Das klingt unglaublich und ist sogar sehr viel mehr als das menschliche Auge unterscheiden kann, trotzdem: RAW bietet mit 16 Bit pro Kanal (eigentlich sind es 14 Bit, die Computer runden auf) dann nicht 256 sondern 65536 Abstufungen für jeden einzelnen Farbkanal der Bilddatei. Dies ergibt 281 Billionen Farben. Wird das Bildmaterial bearbeitet (Weißabgleich, Tonwert, Farbkorrekturen usw), ergeben sich nicht nur sehr viel mehr Möglichkeiten mit den Foto-Programmen, die Qualität ist vor allem nach einer Bearbeitung sehr viel größer. Wer sich beispielsweise für eine DSLR entscheidet und vielleicht sogar über 1000,- Euro für eine Kamera investiert, sollte wirklich nicht überlegen, ob er im RAW oder JPEG Format fotografiert. Das Endresultat des Gesamtbildes ist im Vergleich um ein Vielfaches besser.
Es gibt weitere Gründe für die Digital-Fotografie, so gehört der ewige Fluch der Reziprozitätsfehler bei der analogen Farbfotografie ebenso dazu wie ein leider erforderlicher Filmwechsel, wenn man von Außen- auf Innenaufnahmen und somit auf andere ISO-Werte wechseln möchte.
Inzwischen bietet Canon, Sony und sogar Hasselblad (leider nun von CCD auf CMOS Sensoren gewechselt) nicht nur WLAN Verbindung, sondern direkte Verknüpfüngen mit Tabletts oder sogar einem Iphone an, die sogar eine Steuerung der Kamera ermöglichen. Ein Foto am Baskettballkorb ist so auch vom Zuschauerrang möglich und wer einen Raum fotografiert, läuft mit dem IPAD in der Hand in seine eigene Aufnahme hinein und korregiert Gegenstände so mit einer direkten Liveview Ansicht über sein Handy oder IPAD. Die Digitale Fotografie geht weiter voran, bleibt nur zu wünschen, dass das ursprüngliche Ziel nicht aus dem Auge verloren wird.
Und was ist mit der analogen Fotografie, bleibt ihr ein Platz in der Welt der Fotografen?
Ja, ein gut gelagertes Negativ überlebt seinen Fotografen um ein vielfaches und vor allem ist ein richtiger Fotoabzug auf Barytpapier immer noch etwas anderes als Farbe auf Fotopapier zu drucken. Wer nicht nur ein gutes Foto in der Hand halten möchte und der Urenkel dieses Bild noch stolz betrachten können soll, muß sich weiterhin mit Analogfotografie auseinandersetzen. Obgleich ich gestehen muß, die Haltbarkeit der Fotos war auch zu Beginn der analogen Fotografie ein Thema. Gleiches ist nun der Fall und da sich auch die digitale Technik weiter entwickeln wird, ist anzunehmen, dass auch die Haltbarkeit von digitalen Daten sich weiter verbessern wird. Bleibt der Unterschied bei der Schwarz-/Weißfotografie, hier ist der Unterschied – so wie auch im Vergleich zum Mittelformat – deutlich sichtbarer als bei der Farbfotografie. Dies führt hier im Detail jedoch zu weit. Schade ist nur, dass es kaum noch Möglichkeiten für „richtige Abzüge“ gibt. Selbst Top-Fotohäuser in Großstädten machen keine Abzüge auf Barytpapier mehr. Das Negativ wird in den Computer gescannt und dann das Bild auf Fotopapier gedruckt, damit ist die Kette unterbrochen und es stellt sich berechtigter Weise die Frage nach dem Sinn eines analog fotografierten Bildes, was am Ende doch eingescannt, gedruckt oder vielleicht auch auf einem PC oder Fernseher betrachtet wird.
Bleibt also bei allen Vorteilen der analogen Fotografie hier doch der Hinweis, die Zukunft gehört der digitalen Fotografie. Vielleicht sollte man das „Knipsen“ vermeiden und an ein Foto weiter herangehen wie ein Analogfotograf. Analog denken, planen und sich auf das Motiv einlassen, um dann zeitgemäß digital zu arbeiten. Verfasser: Dirk Baumbach aus Köln.