Verfasser: Fotograf, Dirk Baumbach. Auch wir fotografieren heute digital. Wir kennen aber auch den klassischen analogen Worklflow und dessen Ergebnisse gut. Immer ist ein Gefühl zurückgeblieben, dass nicht jedes Digitalfoto „besser“ ist als das, was wir alle seit vielen Jahren kennen. Größtes Problem bei einem direktem Vergleich mit Bildern aus der analogen Fotografie ist, dass es kaum noch richtige Fotolabore gibt, wo sie eine Top-Entwicklung auf Barytpapier erhalten. Auf dem Bildschirm wird das nach einem Scanvorgang schwierig, ebenso wie ein richtiges analoges Bild auf Barytpapier mit einem ausgedrucktem Digitalfoto zu vergleichen.

Eine echte Negativentwicklung gibt es nur noch selten. Selbst in angesehenen Fotohäusern wird das Negativ eingescannt und dann auf „Fotopapier“ gedruckt. Eines gleich zu Beginn: Im Kleinformatbereich 24×36 macht die Analogfotografie nicht mehr so viel Sinn.

Es hat sich bereits eine Schärfenreduzierung in unser Sehempfinden eingeschlichen

Niemand weiß noch, was wirklich „normal“ ist. Gleiches Thema ist bereits im Audiobereich geschehen, von Vinyl auf Cd und nun zu dem handlichen Mp3-Format. Wer schaut heute noch DIAS? Zudem gibt es mittlerweile auch Vollformat DSLR-Kameras, die eine richtige Verwendung der Objektive ermöglichen und den „Tele-Effekt“ der Digitalkameras ausschließen. Ebenso erhöht sich ständig die Qualität der Darstellung. Sie ist schon jetzt in einem Bereich, wo Unterschiede zur analogen Farbfotografie im Kleinbildformat kaum erkennbar sind. Besonders dann, wenn man umständliche Filmwechsel alleine für einen anderen ISO-Wert in Kauf nehmen muss und bedenkt, welche Probleme es beispielsweise auch in der analogen Farbfotografie (Reziprozitätsfehler) gibt, liegen heute (wenn überhaupt) die Vorteile vor allem in anderen Formaten und in der analogen Schwarz-/Weißfotografie.

Künstlerische Freiräume

Mehr als nur puristische Romantik

Hauptgründe liegen in der Mittelformat- und Großformatfotografie, im Schwarz-/Weiß Film und im Bereich der künstlerischen Fotografie. Ein 4×5 oder 8×10 Dia auf einem Leuchtpult gesehen, hat eine Brillanz, Tonwertumfang und eine Schärfe, die jedes weitere Gespräch für immer beendet und keinen Spielraum für Diskussionen lässt.

Allerdings geht es nicht immer nur alleine um die Qualität, viele Gründe müssen bei den Vor- und Nachteilen einbezogen werden. Wie lange halten digitale Dateien? Eine Frage, die noch nicht eindeutig beantwortet werden kann. Es sei hier aber angemerkt, dass die Diskussion der Haltbarkeit vor über 120 Jahren ebenfalls geführt wurde, wer weiß schon wie sich die Speichermedien für digitale Dateien noch verändern werden. Im Augenblick ist es noch so, dass ein Schwarzweiß-Negativ Ihre Kinder und Enkel leicht überleben kann. Zudem gibt es nicht nur Nostalgie-Gründe für eine Leica R7.

Die Qualität der M-Objektive ist im Kleinbildformat noch immer unerreicht und der Umgang mit der analogen Fotografie ermöglicht einen bewussteren Umgang mit Blende und Verschlusszeit. Man macht nicht einfach nur Klick, in der Analogfotografie gehen Sie gewisser Masen angeln. Ja, es ist fast eine Art der Meditation, sich mit einem Motiv derartig auseinander zu setzten.

Die Zukunft der analogen Fotografie liegt nach meiner Meinung im Großformat, solange Filme in guter Qualität geliefert werden können. Analogfotografie wird zu ihrem Ursprung zurückkehren: Wie zu den Anfängen der Fotografie ein Experimentierfeld und vor allem ein künstlerisches Medium für Art- und Kunstfotografen, die in Sachen Qualität (trotz vieler Vorzüge der Digitalfotografie) keine Kompromisse eingehen möchten. Hier und da gibt es sie noch und es werden mehr, wie hier der Fotograf Marc Beierstedt in Wolfsburg. Oder arbeiten Sie in einer Verbindung aus analoger und digitaler Fotografie, wie wir in Köln auch fotografieren und es die Starfotografen tun:

Mit der Zeit gehen, analog denken und digital arbeiten!

Nehmen Sie sich Zeit. Schluss mit klick, klick klick. Arbeiten Sie mal so, als hätten Sie nur eine Filmrolle dabei und könnten nur 36 Fotos machen. Wenn Sie diese Arbeitsweise wieder annehmen und dazu mit einem modernen Sensor (Sony 7RIII / Pentax K1 / Nikon D810E / Canon 5DsR / Canon R5 und R6) und dazu passenden sehr hochwertigen Objektiven arbeiten, liegen Sie richtig.  Noch nie haben Sie besser fotografiert.

Ein interessanter Bildvergleich und Testfotos Analog gegen Digital