5 Tage sind vergangen und alles was mir  zunächst merkwürdig anders erschien, ist bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Auch das Wechseln von Canon zu Nikon bei einem Shooting erweißt sich in der Praxis als weniger problematisch als ich zunächst dachte.

Wie ich vermutet hatte, jede Bedienung ist irgendwann gut. Das Nikon besser oder schechter als Canon zu bedienen ist kann ich nicht nachvollziehen und ist falsch. Außerdem interessiert das keinen Kunden. Auch nicht, ob sich das Gehäuse sich für den Fotografen hochwertiger und schöner anfühlt.

Einige Dinge sind mir dann aber doch aufgefallen:

Was Nikon besser kann:

9 Messfelder bei Canon gegen 51 Messfelder für den Autofokus bei Nikon. Ganz ehrlich, 51 Messfelder sind mir praktisch gesehen zu viel, gebraucht habe ich in der Praxis niemals 51 Messfelder. So viele Felder machen viele Klicks erforderlich um von rechts nach links zu gelangen und darum habe ich die D700 immer auf 9 Messfelder eingestellt. Aber die Möglichkeit zu haben ist ebenso beruhigend. Jedoch die Größe des AF-Feldes ist für mich unverzichtbar geworden, das ist klasse bei Nikon. Liebe Canon Fotografen, Respekt! Mir ist klar geworden, woher mein Gefühl kommt, dass Canon Fotografen häufiger auf den Auslöser drücken als Nikonianer. Ich selbst habe es beim ersten Portraitshooting im Fotostudio auch getan. Vielleicht ein Zufall, aber so war es. Die Felder liegenbei der Canon 5D Mark II für einen Nikon Fotografen so dich beieinander, dass es überhaupt keinen Sinn macht diese Messfelder hin und her zu schalten. Die 9 Messfelder sind bei der Canon einfach in der Bildmitte zu Dicht zusammen.  Da belasse ich es einfach beim mittleren Fokusfeld und halte mit der AF-Taste den Fokus fest bis ich beim eigentlichentlichen Bildausschnitt auslöse. Es geht mir nicht um die Anzahl, sondern allein um die Größe des AF-Messfeldes. Da gewinnt Nikon klar vor Canon. Weiterhin ist insgesammt der Autofokus bei Nikon etwas schneller.  Das mag nur eine Winzigkeit sein, aber manchmal sind auch Millisekunden entscheident. Vor allem bei availible light Fotografie war mein AF-S Objektiv dem USM System immer ein kleines Stück voraus und konnte auch bei Kerzenschein fokusieren.

Letzter und kleiner Kritikpunkt bei der Canon ist für mich, dass die Ansicht der Bilder nicht bis zu tatsächlichen Pixelgrösse reicht. Ich bin es von der D3 oder D700 gewohnt bis in die Pupille (wenn nötig) zu zoomen bei der Ansicht. So kann ich bis ins kleinste Detail ein Foto auch ohne Notebook kontrollieren. Bei Canon geht dies leider nicht. Ich bin mir nicht sicher, wie weit die Vergrößerung reicht, mir war es in jedem Fall mindestens 1-2 Stufen zu wenig. Etwas mehr Vergrößerung dürfte es da schon sein liebe Canonentwickler.

Was Canon besser kann:

Sehr auffällig, der Weißabgleich. Canons Weißabgleich ist erfolgreicher als der von Nikon. Die Canon 5D Mark II geht zwar ganz minimal ins rot, zum Vergleich des wirklich kräftigen Gelbtons bei Nikon halte ich dies jedoch für nicht erwähnenswert. Egal welche Lichtsitation, der Automatische Weißabgleich muß jeden Nikon Fotografen sofort begeistern. Damit nicht genug, eine Taste, die ich als Nikon Fotograf nicht kenne, weckt meine Neugier: Der Picture-Style! Dieser ermöglich es mir ganz individuell vorgegebene Programme nicht nur zu ändern, sondern auch eigene Presets anzulegen. Damit meine ich nicht Standard / Neutral / Kräftig und Monochrom wie es bei Nikon angeboten wird, sondern für alle Presets die weiteren Feineinstellung wie Schärfe, Kontrast, Sättigung und  Farbton mit Druck auf den Picturestyle Knopf festlegen zu können. Dies ermöglicht eine sehr individuelle Anpassung für unterschiedlichste Aufnahmesituationen. Bei der D700 ist dieslediglich mit vielen Klicks durch das Menue einstellbar und leider auch nicht mit den Möglichkeit einer Abstufung +5 und -5. Jetzt könnte man argumentieren, ist ja in Raw eh egal. Wer mit 400 Fotos und mehr nach Hause kommt wird sich wundern, um wie vieles schneller die Nachbearbeitung der Canon Fotos ist wenn die diese Einstellungen bereits in der Kamera dem jeweiligen  Shooting angepasst wurden.

Das Modus-Wahlrad. Was ist denn das? Oder, ein Nikon-Fotograf schmunzelt. Na ja, dachte ich, was für riesen Drehknopf, den Platz hätten die doch sparen können und wie bei Nikon dort gleich4 andere Funktionen unterbringen können. Alle anderen Knöpfchen sind ja nun auch etwas kleiner als bei den Nikon Kameras. Aber,

ich sehe das jetzt anders. Neben den üblichen Standardbetriebsarten P /Tv / Av / M und B können unter C1, C2 und C3 alle (alle) Kameraeinstellungen gespeichert werden und sind mit einem einzigen Dreh am Rad sofort eingestellt. Nikon hat das mit A B  C und D zwar auch, dazu muß aber ins Menue geschaltet werden. Zudem gibt es Einstellungen die sich nicht speichern lassen, IsoWert bzw, AutoIso, oder Messfeld und Autofokus Messfelder. Wenn ich beispielsweise bei einer Hochzeitsfeier vor der Kirche fotografiere, dann hineingehe und die Braut bis zum Traualtar begleite, sind dies mindestens 3 völlig verschiedene Lichtsituationen, mit unterschiedlichsten Einstellungen. Bei Nikon sind das nicht nur 3 Klicks im Menue, sondern weitere für Iso und Messeldwahl.

In der Praxis macht das in einem solchen Moment kein Fotograf, das rumschalten wirkt nicht nur für den Kunden unprofessionell es kostet einfach zu viel Zeit und schließlich soll ja fotografiert werden und meine Aufmerksamkeit gehört voll und ganz diesem Moment. Bei Canon = 1 Dreh!

So sehe ich nun das Wahlrad völlig neu. Das wäre aber nicht alles, kehrt man beispielsweise von einem solchen Programm wieder zurück zum zuvor verwendeten Modus AV, M, TV usw ist die zuletzt gewählte Einstellung noch immer vorhanden. Also, praktisch noch mehr Speicher für die Unterschiedlichen Situationen. Bei Nikon heißt das 1x verstellt ist auch verstellt. Bei Canon kann ich zu jeder Zeit hier ein Foto mit Blitz machen, auf ein Programm gehen und mit dem vorhanden Licht bei hohem Iso arbeiten. Ganz gleich was ich dann verstelle,  kehre ich zum vorherigen Modus zurück, sind alle zuvor gewählten Einstellung noch da. Das macht Canon wirklich sehr gut und lässt ein unglaublich entspanntes arbeiten zu.