Fotograf sein heißt: Die eigene Kreativität ohne Einschränkungen zu entfalten, wunderschöne Badmodenmodels in der Karibik fotografieren, berühmte Musiker und Schauspieler vor und hinter die Bühne begleiten, immer dort zu sein, wo bemerkenswerte und interessante Dinge geschehen, die Welt bereisen, in Hotels übernachten und mit berühmten Menschen auf der ganzen Welt für angesagte Werbekampagnen Fotos mit Hasselblad-Kameras erstellen.

Die Realität jedoch beweißt: Ein Fotograf ist nicht immer ein gern gesehener Künstler bei Funk- und Fernsehen oder prominenter Gast einer Vernissage in Paris.

Zum Arbeitsalltag gehören, Passbilder und Bewerbungsfotos, Anrufbeantworter abhören, E-Mails checken, Angebote für Hochzeiten erstellen, Bildbearbeitung am PC, evtl. Fotos im Labor entwickeln, oder Fotoalben zusammenstellen. Und während eine Mutter mit zwei gelangweilten Kleinkindern sich nicht entscheiden kann, welches Bild von Ihrem Sohn sie nun nehmen soll, am Telefon noch die Gymnastikgruppe aus Ründerroth auf den Preis für ein Gruppenbild wartet, ist der 77jährige Herr an der Theke nun doch etwas genervt, weil die Photobatterie, über dessen Preis er mit Ihnen fast 10 Minuten diskutiert hat, noch immer nicht in seine Kamera eingelegt wurde.

O.k., vielleicht geht das etwas weit, zeigt aber auf, wie umfangreich der Beruf des Fotografen ist. In den vielen Spezialgebieten der Fotografie im Bereich Architektur, Akt, Beauty,  Portrait, Event, Hochzeit, Industrie, Mode, Natur, Presse, Produkt, Still-live, Werbung, Wissenschaft usw ist der Fotograf in fast 90% aller Fälle selbstständig bzw. freiberuflich tätig.  Laut der Bundesagentur für Arbeit gab es im Jahr 2010 im Bereich der Fotografie (Foto/Grafik/Design/Print/Werbung) zusammengefasst weniger als 9000 sozialversicherunspflichtige Beschäftigte in ganz Deutschland. Eine Festanstellung als Fotograf ist also sehr selten.

Daher gehören für einen selbstständigen Fotografen nicht nur fotografische Dinge zum Alltag.  Angebote erstellen, Buchfühung, Webseitenpflege und Rankingkontrolle sind für eine erfolgreiche Ausübung des Berufs ebenso wichtig wie gute Erreichbarkeit, ein freundliches Auftreten, hohe Flexibilität, Einfühlungsvermögen, Pünktlichkeit, eine gesunde Selbsteinschätzung, Selbstbewußtsein und Zuverlässigkeit. Dies sind natürlich alles Dinge, die auch zu jeder anderen freiberuflichen oder selbstständigen Tätigkeit gehören.

Berücksichtigt man mit einem gewissen Maß an Selbstdisziplin diese Punkte, gepaart mit der grundsätzlichen Fähigkeit gute fotografische Arbeit zu liefern, steht der erfolgreichen Ausübung dieses Berufs nichts im Wege. Kunstkritiker engagieren Sie nicht. Ihre Kunden sind Menschen aus Ihrer Stadt, einem Unternehmen, einer Bild- oder Werbeagentur, das sollten Sie sich immer vor Augen halten! Der Beruf des Fotografen erfordert viel und er ist auch anstrengend.  Aber dafür erwartet Sie eine sehr interessante Tätigkeit mit hohem Kundenkontakt und abwechslungsreiche Aufgaben, bei dem Ihre Kreativität gefragt ist. Sie arbeiten teilweise nach Vorgaben und bei einem anderen Auftrag mit sehr hoher künstlerischer Gestaltungsfreiheit.

Die Ausbildung

Die Ausbildung zum Fotografen dauert in der Regel 3 Jahre und kann nach einem Besuch der Berufsfachschule auf dem Gebiet Fotodesign auf 2 Jahre verkürzt werden. Das Lehrlingsgehalt ist vergleichsweise gering und liegt durchschnittlich bei 250 – 300,- Euro pro Monat (nach Bundesland und Ausbildungsjahr unterschiedlich). Sie erlernen in Ihrer Ausbildung die analoge und digitale Fotografie, den Umgang mit Aufnahmematerial, Kameras im Klein- Mittel und Großformat , den Einsatz von Objektiven, Messgeräten, Blitzanlagen, Beleuchtung und Lichtformern. Routinearbeiten bei der digitalen Bildbearbeitung, Farbmanagement, spezielle Retuschetechniken, 3D Rendering und auch die klassische Entwicklung im Labor,  Vergrößerungen anfertigen, Fotos aufziehen, Entwicklungsmaschinen einstellen, Aufträge mit Kunden besprechen, Illustration, Dokumentation, Layoutgestaltung, Fotorecht, Hintergrund und Requisiten arrangieren und bei Wissenschaftsfotografie die hygienischen Anforderungen, klimatische Bedingungen und die Lichtempfindlichkeit von Objekten zu beachten.

Der Beruf des Fotografen ist ein Handwerksberuf, der nach der Lehrzeit mit einer Gesellenprüfung abgeschlossen wird.  Zu dieser Prüfung gehört auch die Präsentation einer Aufnahmeserie vor einem Prüfungsausschuss. Wie bei anderen Handwerken auch, kann später auch eine Meisterprüfung absolviert werden.

Wenn Sie sich auf die Suche nach einem Ausbildungsbetrieb begeben, sollten Sie die jeweiligen Fachbereiche berücksichtigen. Architektur- und Portraitfotografie, Produkt-, Industrie- und  Wissenschaftsfotografie (auch kulturelle Einrichtungen und Polizei). Die meisten Fotografen arbeiten in mehr als 1 Fachgebiet und schließen das Gebiet der Eventfotografie mit ein. Bietet ein Fotograf ausnahmslos alle Leistungen an, sollten Sie skeptisch sein und die Qualität der Arbeiten genauer prüfen. Bei Ihrer Bewerbung sollten Sie berücksichtigen, dass Sie sich für eine handwerkliche wie auch künstlerisch Ausbildung bewerben. Ihre Bewerbungsunterlagen sollten daher diesen Anforderungen entsprechen.

Die Qualität der Ausbildung hängt sehr vom dem Engagement und dem wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes ab. Eine Ausbildung in einem großem Werbestudio oder einem Industrieunternehmen ist ideal. Bei dem Fachgeschäft um die Ecke mit kleinem angeschlossenem Portraitstudio sollten Sie genauer überlegen und zumindest sich gut über die Möglichkeiten der Ausbildung dort informieren.

Nicht vergessen, 90% der Fotografen sind später selbstständig. Erfolgreiche Fotografen sind daher vor allem auch erfolgreiche Unternehmer und das lernen Sie weder in einer handwerklichen Ausbildung noch in einem Studium (dazu später mehr).  So könnte es auch den Weg geben ein Marketingstudium zu absolvieren und sich das Fotografieren gleichzeitig in selbst beizubringen. Auch auf diesem Weg dürfen Sie sich später mit derweiterhin geschützten Berufsbezeichnung „Fotograf“ bezeichnen. Lediglich der Eintrag in die Handwerksrolle ist hierfür erforderlich.  Am Ende ist es wie mit vielen Dingen, Sie können als Unternehmer nur erfolgreich sein, wenn Sie auch sich selbst gut verkaufen können, Begeisterung mitbringen die ansteckt und konsequent gute Arbeit abliefern.